Pietro Tradonico (* vielleicht in den 780er Jahren in Pola; † 13. September 864 in Venedig), in den zeitnahen Quellen Petrus Tradonicus, später auch Trandominico, Trundomenico oder Petrus Trandenicus, war nach der historiographischen Tradition der Republik Venedig deren 13. Doge. Er regierte von 836 bis 864, wobei es gegen Ende seiner Herrschaft zu starken inneren Spannungen zwischen den führenden Familien kam, wie sie in der Lagune von Venedig immer wieder auftauchten, und die letztlich zu seiner Ermordung führten. Als Mitdoge, eine Institution, die zu dieser Zeit häufig war, regierte fast von Anfang an und bis ein Jahr vor Petrus' gewaltsamem Ende sein Sohn Iohannes.
Während die inneren Spannungen immer wieder zum Sturz der Dogen führten, nahmen die bis dahin starken Einwirkungen der Karolinger und der byzantinischen Kaiser so weit ab, dass mit Petrus Tradonicus der Beginn der Emanzipation Venedigs von Byzanz angesetzt wird. Auch die Etablierung eines unabhängigen Dukats, ab 840/41 vertraglich mit den Karolingern abgesichert, und die Entstehung von Venedigs Vorherrschaft als Seemacht im östlichen Mittelmeerraum – wo Byzanz gegen islamische Staaten und das Erste Bulgarische Reich an Macht einbüßte, aber auch mit den Paulikianern eine starke, als Häretiker betrachtete Gruppe bekämpfte –, wird mit seiner Amtszeit verknüpft. Immerhin gelang es in Byzanz auf Initiative der Kaiserin Theodora II., den seit über einem Jahrhundert bestehenden Streit um die Verehrung von Bildern im Jahr 843 zu beenden, der die westliche Kirche von der östlichen in einem schwer zu ermessenden Ausmaß entfremdet hatte.
Petrus' Nachfolger wurde Ursus, ein Angehöriger der Familie der Particiaco, die bereits von 809 bis 836 als kurzlebige Dynastie geherrscht hatte. Sie erhielt nunmehr erneut Gelegenheit, diese Herrschaftsform bis 932 durchzusetzen. Ihnen waren die Galbaii mit entsprechenden Versuchen vorausgegangen, die Candiani folgten ihnen nach. Ursus vollendete das Ziel des Petrus, sich von Konstantinopel zu emanzipieren.